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Langewitz, Helena

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studium generale – Von der Entstehung der Erde bis zum 20. Jahrhundert in 10 Semestern 5. Semester: Barock
Di. 12.09.2023 19:30
Bad Homburg
5. Semester: Barock

Von der Entstehung der Erde bis zum 20. Jahrhundert in 10 Semestern Die wichtigsten Epochen der Geschichte von der Entstehung der Erde bis zum 20. Jahrhundert werden von allen Seiten beleuchtet: Geschichte, Kunst, Musik, Literatur, Theologie, Recht, Technik, Philosophie und Wissenschaft sind Themen der einzelnen Vorlesungen. Es ist möglich und sinnvoll, zu jedem beliebigen Semester einzusteigen. Auch eine Anmeldung während des laufenden Semesters ist möglich. Das studium generale der Volkshochschule Bad Homburg wendet sich an alle, die als junge Leute einen weiten Blick in die Welt der Geschichte und der Wissenschaften werfen, als Berufstätige über ihre Spezialisierung hinausblicken und ihre Allgemeinbildung erweitern oder als nicht (mehr) Berufstätige sich Wissensgebieten zuwenden möchten, für die sie sich „schon immer mal“ interessiert haben. Die Dozenten kommen von Hochschulen, Universitäten, Museen und aus der Praxis. Konzept und Organisation: Gero Fuhrmann Kontakt: hgfuhrmann@t-online.de Tel.: 0170 3 49 4040 5. Semester Barock Eröffnungsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der StadtBibliothek Bad Homburg Dienstag, 12. September 2023, 19:30 Uhr in der StadtBibliothek, Dorotheenstraße 24 Parbleu, maldetto und verhaach die Kist! Barockes Hessisch – hessisches Barock Eine Veranstaltung mit Rainer Dachselt „Was ist der Mensch, ein ungestümer Olwel?“ – so vereint die Frankfurterin Martha barocke und hessische Denkart – im „Horribilis von Huckevoll“ bei Barock am Main. Seit 2004 bringt das Festival zusammen, was zusammengehört: Pathos und Bodenständigkeit, ausschweifende Wortkaskaden und knappen Witz, Leidenschaft und Lust an der Sprache. Während architektonisch bei Barock eher Bayern in den Sinn kommt, liegt sprachlich Hessen mindestens genau so nahe dran. Wolfgang Deichsel hat es schon in den 1970er Jahren mit dem „Hessischen Molière“ bewiesen. Die bürgerlichen Fanatiker, die weltweisen Kupplerinnen, die großmäuligen Lieberhaber und die gerissenen Dienerinnen Molières: alle können ihre Sicht der Welt bestens in der südhessischen Mundart artikulieren. Worin besteht diese innere Verwandtschaft? Und in welchen Blüten artikuliert sie sich? Das klärt dieser Abend mit zahlreichen vergnüglichen Beispielen und Exkursionen in die barocken Abgründe des Hessischen. Rainer Dachselt ist promovierter Literaturwissenschaftler, freier Autor vor allem fürs Fernsehen (hr, WDR, SWR) und den Hörfunk. Er schreibt für die Bühne seit den 90er Jahren; oft für und mit Michael Quast und übersetzt Moliere und andere Autoren ins Hessische. Die Vorlesungen jeweils dienstags um 19:30 Uhr in der Hölderlin-Schule, Bad Homburg, Hessenring 156 19. September PD Dr. Michael Maaser Am Hof des Sonnenkönigs Der Pyrenäenfriede (1659/60) steht für den Sieg Frankreichs über den spanischen Gegner und markiert den Beginn einer neuen Epoche staatlicher Beziehungen in Europa. Unter König Ludwig XIV. (1661-1715) gewann Frankreich zeitweise sogar eine „absolute“ Hegemonie, sowohl auf politischem als auch auf kulturellem Gebiet. Ludwig versuchte, alle Macht zu zentralisieren und seinen Staat nach den Regeln der Vernunft einzurichten und zu führen. Sein Hof in Versailles faszinierte auch die Mitglieder der europäischen Gelehrtenrepublik. Voltaire sprach deshalb vom „Zeitalter Ludwigs XIV.“ Der Referent ist Archivar der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und lehrt als Privatdozent am Historischen Seminar der Universität Neuere Geschichte. Er ist Mitglied der Historischen Kommission für Hessen und der Frankfurter historischen Kommission und außerdem Präsident der Gesellschaft für Kulinaristik. 26. September Prof. Dr. Josef Johannes Schmid Der Meister, der Cardinal und der Minister oder Das Europa des Peter Paul Rubens Peter Paul Rubens (1577-1640) gilt heute als einer der größten Künstler des europäischen Barocks und einer der bedeutendsten „Malerfürsten“ aller Zeiten. Wesentlich weniger – wenn überhaupt – bekannt sind hingegen seine weitläufigen diplomatischen Tätigkeiten sowie seine Verbindungen zur geistigen Welt des 17. Jahrhunderts. Als Sohn der Stadt Antwerpen, einer von den Unbilden seiner Lebenszeit stark erschütterten, einstmals führenden Handels- und Geistesmetropole, kann Rubens als perfektes Beispiel eines humanistisch-reformkatholischen Barockmenschen gelten. Sein künstlerisches Schaffen brachte ihn in Verbindung mit zahlreichen Fürstenhöfen, was wiederum seine politisch-diplomatischen Aktivitäten begründete und begünstigte. Eingebettet in Zeit-, Lokal-, Politik- und Ideengeschichte, wird der Vortrag folglich versuchen, ein Gesamtbild des „Phänomen Rubens“ zu entwerfen, in dem der kunstgeschichtliche Aspekt berücksichtigt, aber nicht im Zentrum stehen wird. Der Referent lehrt als (apl.) Professor am Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz; daneben war er Erasmus-Gastprofessor an der Université de Bourgogne in Dijon sowie Gastdozent an der Universität Passau. 10. Oktober PD Dr. Magnus Ressel Indigo, Kaffee, Baumwolle, Zucker und Zwangsarbeit: Der transatlantische Sklavenhandel vom 15. bis ins 19. Jahrhundert Etwa 12,5 Millionen Schwarzafrikaner wurden zwischen 1501 und 1867 aus Afrika über den Atlantik transportiert, um als Sklaven in der Neuen Welt zu arbeiten. Dabei starben alleine auf der Überfahrt etwa 15%, also etwa 1,8 Millionen Menschen unter leidvollen Umständen. Die extremen Dimensionen dieser, in den Worten des Globalhistorikers Christopher Bayly „flexible, financially sophisticated, consumer-oriented, technologically innovative form of human beastliness“ überdeckt die Tatsache, dass dieser Handel eigentlich lange Jahrhunderte eher eine unwahrscheinliche Variante der europäischen Geschichte war. Im mittelalterlichen Europa war nicht selten der Stolz geäußert worden, dass man hier die Sklaverei ausgerottet habe und damit auch eine Überlegenheit des Christentums gegenüber dem Islam begründet. In der Sitzung wird eine Gesamtübersicht über die Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels geboten, die aufzeigt, wie es seit dem frühen 16. Jahrhundert zur erneuten Hinwendung zur Sklavenwirtschaft kam – diesmal im atlantischen Raum – und welche Faktoren zu dessen enormer Expansion führten. Es wird auch gezeigt, wie der Sklavenhandel und die Plantagenwirtschaft in die immer schärfere Kritik der westeuropäischen Gesellschaften gerieten und im 19. Jahrhundert sukzessive verboten und schließlich beendet wurden. Der Referent ist Vertretungsprofessor an der Universität Bremen und Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Frankfurt. 17. Oktober Dieter Dorth René Descartes: Von der Kunst des Zweifels zur Gewissheit des Denkens Descartes gehört philosophiegeschichtlich dem Rationalismus an, einem der beiden Entstehungswege der neuzeitlichen Philosophie im 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zum englischen Empirismus ist der kontinentale Rationalismus eine methodische Richtung der Philosophie, die nach dem Vorbild der Mathematik ein System von Vernunftschlüssen entwirft, an deren Spitze ein oberster Grundsatz steht. Aus ihm versucht er durch folgerichtige Ableitung die Gesamtheit des begrifflichen Wissens gedanklich zu entwickeln. Der Rationalismus ist das bestimmende Prinzip der griechischen Philosophie gewesen. In der Neuzeit ist er von Descartes begründet, sodann auf Spinoza und Leibniz übergegangen und dann für lange Zeit die Methode der deutschen Philosophie geworden: Christian Wolff, Kant, Fichte, Schelling und Hegel sind seine namhaftesten Vertreter gewesen. Im Mittelpunkt steht Descartes' Bemühen, eine Gewissheit des philosophischen Denkens zu erreichen, die dem ihm vertrauten naturwissenschaftlichen gleichkommt. Dazu werden seine wegweisenden Schriften wie "Abhandlung über die Methode, seine Vernunft gut zu gebrauchen …" (1637) und "Prinzipien der Philosophie" (1644) herangezogen. Betrachtungen über das neuzeitliche Naturrecht und dessen fundamentale Wirkungen auf den modernen Staatsbegriff runden den Vortrag ab. Der Referent war Fachbereichsleiter Geisteswissenschaften und IT an der Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises. Seine Interessen gelten der Vermittlung historischer, philosophischer und literaturgeschichtlicher Themen. 31. Oktober Dr. Helena Langewitz Der barocke Garten und die Oper – Einblicke in eine facettenreiche Wechselbeziehung Aufwändig gestaltete Gartenanlagen und prunkvoll ausgestattete Opern galten frühneuzeitlichen Höfen als aussagekräftige Medien fürstlicher Repräsentation. Die sinnstiftende Zusammenführung beider Gegenstandsbereiche erfolgte auf zweierlei Art und Weise: zum einen dienten höfische Gärten im Rahmen von Festveranstaltungen selbst als Bühnen musiktheatraler Inszenierungen, zum anderen wurden sie in Text, Musik und Bühnenbild sowohl in der Opera seria als auch in der buffa vergegenwärtigt. Basierend auf einem vielfältig beschaffenen Quellenbestand – Operntextbüchern, Partituren, Bühnenbilddarstellungen, Gartenplänen und Festbeschreibungen – vermittelt die Vorlesung einen Überblick über unterschiedliche Gartenspielstätten und die damit verbundenen Inszenierungsstrategien und stellt anhand ausgewählter Beispiel dar, welche Gartenbilder die Opernbühne transportierte, wie die Gartenszenerien hörbar gemacht wurden und welche Handlungen sich typischerweise darin abspielten. Die Referentin ist Musikwissenschaftlerin und arbeitet im DFG-Forschungsprojekt „Garten und Musiktheater am Dresdner Hof des 17. und 18. Jahrhunderts“ am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Universität Mainz. 07. November Thomas Huth Verliebt in scharfe Kurven – die barocke Baumeisterdynastie der Dientzenhofer Sucht man nach einer deutschen Baumeisterfamilie, die mit ihrem Schaffen die gesamte Ära des Barocks abdeckt, wird man unweigerlich auf die Familie Dientzenhofer stoßen. Mit dem 1643 auf einem Einödhof namens Oberulpoint geborenen Georg Dientzenhofer begann die Karriere der Familie und führte zunächst in die Oberpfalz und nach Franken. In Böhmen und vor allem Prag konnte dann Kilian Ignaz Dientzenhofer mit großartigen Entwürfen zu sinnlich kurvenreichen Raumbildern glänzen und damit einer ganzen Kulturlandschaft zu einem unverwechselbaren Stil verhelfen. Als Kilian Ignaz 1751 starb, hatte der Dientzenhofer-Clan für mehr als 250 Bauwerke die Pläne geliefert und vom Dom in Fulda über Schloss Weißenstein in Pommersfelden und die berühmte Sankt Nikolaus-Kirche auf der Prager Kleinseite bis hin zur Minoritenkirche im ungarischen Erlau einen großen Teil Mitteuropas mit seinen Werken bereichert. Thomas Huth ist Kunsthistoriker und Volkskundler und als Studienreiseleiter und Reiseveranstalter sowie Autor von kultur- und kunstgeschichtlichen Sachbüchern tätig. 14. November Thomas de Padova liest aus „Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit“ Was ist das, was wir „Zeit“ nennen? Fragt man danach, deuten viele Menschen auf ihre Uhr. Wir haben uns so sehr an die Allgegenwart von Uhren gewöhnt, dass wir Zeit ohne sie kaum denken können. Der Autor und Physiker Thomas de Padova schaut zurück in jene Epoche, in der in Paris, Amsterdam und London Hausuhren mit Minuten- und Sekundenzeigern aufkamen und präzise Taschenuhren zu alltäglichen Begleitern der Stadtbewohner wurden. Mit dem Hin und Her pendelnder Gewichte und der Erfindung der Unruhspirale für Taschenuhren differenzierte sich die Uhrzeit Ende des 17. Jahrhundert in kleinste Zeitintervalle aus. Man sprach nun von Pünktlichkeit, Sportler rannten erstmals gegen die Zeit an. Inmitten dieses Umbruchs entfachten zwei Naturphilosophen, Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz, eine Debatte über das Wesen der Zeit, die bis heute anhält. Die biografische Konstellation ist Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise auf den Spuren der menschlichen Zeiterfahrung in die beschleunigte Welt der Moderne. In eine Welt der Unruhe. Thomas de Padova studierte Physik und Astronomie in Bonn und Bologna. Er war Wissenschaftsredakteur beim Tagesspiegel und arbeitete 2014 als Journalist in Residence am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Zuletzt erschienen bei Hanser „Allein gegen die Schwerkraft. Einstein 1914-1918“ (2015), „Nonna“ (2018) und „Alles wird Zahl. Wie sich die Mathematik in der Renaissance neu erfand“ (2021) 21. November Gregor Maier M.A. Ein Barockfürst im Taunus – Friedrich II. von Hessen-Homburg und seine Zeit Der „Prinz von Homburg“, Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg (1633–1708) ist nicht nur ein Fürst, der das Gesicht der Stadt bis heute maßgeblich geprägt hat, sondern auch ein typischer Vertreter barocker Politik. An seinem Werdegang, seiner militärischen Karriere, seiner Heirats- und Familienpolitik und vor allem seinem Handeln als Landesherrn lassen sich zahlreiche charakteristische Vorstellungen seiner Epoche am konkreten Beispiel sichtbar machen: Peuplierung und Wirtschaftspolitik, Städtebau und Architektur, Konfessions- und Bündnispolitik, Alchemie und Technik, Kunst und Repräsentation sind Schlagworte, die den „barocken Taunus“ beschreiben – eine historische Landschaft, an deren Gestaltung neben dem Homburger Landgrafen auch andere bemerkenswerte Persönlichkeiten ihrer Zeit mitgewirkt haben. Der Referent ist Historiker und Leiter des Fachbereichs Kultur und des Kreisarchivs des Hochtaunuskreises. Er ist Vorstandsmitglied der Historischen Kommission für Nassau und Mitglied der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt sowie Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg v.d.Höhe e.V. 28. November Prof. Dr. Matthias Benad Wege zur Duldsamkeit – Politik und Konfessionskonflikte nach dem Dreißigjährigen Krieg Als 1648 durch zwei Verträge in Osnabrück (zwischen dem Kaiser, Schweden und den Reichsständen) und Münster (zwischen dem Kaiser und Frankreich) der große Krieg beendet wurde, hatten die vertragschließenden Parteien den Anspruch eines dauerhaften Universalfriedens unter den christlichen Staaten Europas. Es wurden Regelungen getroffen, die rund eineinhalb Jahrhunderte in Geltung blieben. Auch nach den Umwälzungen der napoleonischen Zeit wirkte Vieles weiter. Der Papst, der sich als Vater der europäischen Staatenfamilie verstand und hatte vermitteln wollen, kam nicht zum Zuge: Schweden und die lutherischen Reichsstände ließen das nicht zu. Nach 1648 bestand die vorrangige Aufgabe darin, das Gegen- und Nebeneinander der drei zugelassenen christlichen Religionen auszugestalten. Das geschah in den europäischen Ländern und Reichsterritorien in sehr unterschiedlicher Weise. Von einem Miteinander der christlichen Religionsparteien und Sekten zu sprechen, wäre übertrieben. In der Vorlesung werden zunächst die Friedensbestimmungen von 1648 vorgestellt, um dann an wenigen ausgesuchten Beispielen aus den Niederlanden, Brandenburg-Preußen und der Grafschaft Ysenburg-Büdingen im heutigen Hessen Wege religiösen Zusammenlebens im Gemeinwesen zu betrachten, gelegentlich bis in Alltagsverhältnisse hinein. Der Referent lehrt als evangelischer Theologe seit über 40 Jahren Kirchengeschichte, mit einem Schwerpunkt auf Diakonie- und Sozialgeschichte. Von 1992 bis zu seiner Emeritierung 2017 war er an der Kirchlichen Hochschule in Bielefeld-Bethel ordentlicher Professor für neuere Kirchengeschichte. 05. Dezember Dr Anna Märker [ Hinweis: Dieser Vortrag wird aus technischen Gründen ausschließlich ONLINE angeboten.] Von Drachen und Kometen: Feuerwerk als Spektakel und Weltmodell in der frühneuzeitlichen Kunst und Naturphilosophie Das aus China eingeführte Schießpulver prägte das frühneuzeitliche Europa maßgeblich: Kriegsführung und Kriegschirurgie reagierten auf die Herausforderungen neuer Schusswaffen und Schussverletzungen. Doch auch zu Friedenszeiten wurde die Pyrotechnik zu einem zentralen Bestandteil frühneuzeitlichen Lebens und barocker Kultur. Der Vortrag untersucht das Feuerwerk als Medium des höfischen und kirchlichen Spektakels, aber auch als Wissensobjekt und Weltmodell in der barocken Naturforschung – als Desideratum der Alchemie, als potentielle Quelle vitaler Energie in Medizin und Physiologie, und als Modell kosmischer Objekte und geologischer Prozesse. Zum Abschluss widmen wir uns der Psychologie des Feuerwerks und betrachten, wie Zeitgenossen die Auswirkungen des explosiven Spektakels auf menschliche Emotionen und Reaktionen interpretierten und wie diese Interpretationen den Übergang vom Barock zur Aufklärung andeuten. Die Referentin arbeitet als Senior Reader in History of Medicine am Kings College, London. 12. Dezember Prof. Dr. Bernd Zegowitz Lyrik des Barock  Die Literatur der Barockzeit bietet eine Perspektive auf das Jenseits und schreitet doch lustvoll den Raum des Hier und Jetzt aus. Sie bestätigt absolutistische Denkweisen, wirft aber auch einen kritischen Blick auf das Hofleben. Sie erscheint als Spiel und behandelt doch die ernsten Dinge des Lebens. Denken, Schreiben und Leben im 17. Jahrhundert sind strukturiert von Gegensätzen: Gott - Welt, Diesseits - Jenseits, Augenblick - Ewigkeit, Höhe - Fall, Ordnung - Chaos, Krieg - Frieden. Diese Antagonismen werden vor allem auch in der Lyrik des 17. Jahrhunderts thematisiert. Nach einem kurzen Blick auf das „Buch von der Deutschen Poeterey“ von Martin Opitz, der ersten deutschsprachigen Poetik, in der die Regeln für das Dichten aufgeführt wurden, befasst sich der Vortrag mit ganz unterschiedlichen Formen der Barocklyrik von den Antikriegsgedichten eines Andreas Gryphius über die christlich-neostoizistischen Texte eines Paul Fleming bis zu den erotischen Gedichten eines Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. Der Referent ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Lehre am Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M. 16. Januar 2024 Prof. Dr. Matthias Benad Das Sankt Peter der wahren lutherischen Religion? Die Frauenkirche in Dresden im Konflikt der Konfessionen im 18. Jahrhundert Nachdem die konfessionellen und politischen Gegensätze sich auf militärischem Wege nicht hatten überwinden lassen, verlagerten sich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts viele Konflikte in den kulturellen Bereich. In Malerei, bildender Kunst, Architektur, Dichtung und Musik traten Emotionen in den Vordergrund: Untertanen, Kirchenvolk und Theaterpublikum sollten durch äußere Eindrücke und innere Rührung überwältigt und zur Mitwirkung gewonnen werden. Derartige Bemühungen spiegeln sich bis heute im Dresdner Stadtpanorama wider, in dem Kunst, Religion und Politik sinnfällig verschränkt sind, mitten darin die Kuppel der Frauenkirche als ein wesentlicher Kristallisationspunkt. Kuppeln hatten im protestantischen Kirchenbau bis dahin keinen Platz. Spätestens seit der Fertigstellung der Peterskuppel in Rom 1587 schienen sie fest mit dem römischen Katholizismus verbunden zu sein. Das war auch nicht anders geworden, nachdem Christopher Wren beim Wiederaufbau der abgebrannten St. Pauls-Cathedral in London über der Vierung eine Kuppelkonstruktion durchgesetzt hatte. Jahre später ergab sich in Dresden für den repräsentationsbewussten Kurfürsten die Gelegenheit, die von ihm so geschätzte italienische Kuppelarchitektur an die Elbe zu holen. Spielte dabei womöglich eine Rolle, dass er schon vor Jahrzehnten zum Katholizismus übergetreten war, um die polnische Königskrone erwerben zu können?  Was hielten der Stadtrat und die leitenden Geistlichen der lutherischen Kirche des Kurfürstentums von den Plänen? Welche Folgen ergaben sich für die Baugestalt der Kirche und die weitere Entwicklung des Stadtpanoramas? 23. Januar Susanne Rohn und Prof. Dr. Norbert Abels Eine Einführung in Marc-Antoine Charpentiers pastoral geprägte Oper „Orpheus Abstieg in die Unterwelt“ Kaum eine Epoche der europäischen Kulturgeschichte scheint so von Widersprüchen geprägt wie das von der Allgegenwart des Todesbewusstseins durchdrungene Zeitalter des Barock. In dessen antithetisch grundierter Ästhetik war es nichts Ungewöhnliches, Heiliges und Profanes, himmlische und irdischer Liebe vermöge einer identischen Bild- und Klangwelt darzustellen. Nicht zufällig ist es deshalb, dass der göttliche Musensohn und sinnesbetörende Sänger Orpheus mit seiner affektgeladenen und magischen Tonkunst am Beginn der neuzeitlichen Operngeschichte steht und sie gleichsam repräsentiert. Keine Gestalt des musikalischen Theaters wurde häufiger aufgerufen. Mit seiner Musik vermochte er es, Menschen, Tiere, selbst Steine zu bewegen und zur Befreiung seiner verstorbenen Braut Euridice gar die Pforten der Unterwelt zu durchdringen. Marc-Antoine Charpentiers Oper La descente d’Orphée aux enfers (Orpheus‘ Abstieg in die Unterwelt (1686/1687) greift auf die so traurige wie schöne Erzählung aus den Metamorphosen Ovids zurück. Das Meisterwerk des französischen Barocks wird als Schlusspunkt der Veranstaltungsreihe am Dienstag, 30. Januar zur Aufführung gebracht. Susanne Rohn ist als ausgebildete Kirchenmusikerin Kantorin an der Erlöserkirche in Bad Homburg und lehrt Dirigieren an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Ihre Arbeitsschwerpunkte: Orgel, Chorleitung und die Erarbeitung von Werken jenseits des Standardrepertoires. Norbert Abels war 1997 bis 2019 Chefdramaturg der Oper Frankfurt, ist seit 1985 an internationalen Bühnen tätig. Als Professor für Musiktheaterdramaturgie lehrt er an der Folkwang Universität der Künste, als Dozent für Weltliteratur am mediacampus-frankfurt, als Studienleiter für Kultur- und Theatergeschichte an der Hochschule für Musik u. Darstellende Kunst Frankfurt und als Dozent an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität. Zahlreiche Buchpublikationen. Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. 30. Januar, 19:30 Uhr Abschlusskonzert in der Erlöserkirche Marc-Antoine Charpentier (1643-1704): „La descente d’Orphée aux enfers“ (Der Abstieg des Orpheus in die Unterwelt) Vokalsolisten Kammerchor Bad Homburg Barockensemble Leitung: Susanne Rohn € 20.- (15.-) Euro Karten an der Abendkasse und im Internet auf der Seite der Erlöserkirche Bad Homburg. Für die Teilnehmenden des studium generale ist der Eintritt frei. Eine Veranstaltung der Volkshochschule Bad Homburg in Zusammenarbeit mit der Erlöserkirche.

Kursnummer G101000
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Gebühr: 255,00
Dozent*in: Rainer Dachselt
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02.12.23 20:11:58