Agde-Becke, Silvia
Auf der Suche nach einem Motto für den Kurs „Moderne Literatur im Gespräch“ fand ich diese Redensart der Swahili. In den vier Sitzungen wird es darum gehen, unsere Geschichte mit den Menschen Afrikas zu beleuchten und Texte von aus afrikanischen Ländern stammenden Autoren kennenzulernen. Nachdem wir uns zunächst mit „Morenga“ von Uwe Timm einen Teil unserer eigenen Geschichte mit Afrika angesehen haben, werden wir drei Werke afrikanischer Autoren lesen: Vom Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah 2021 die Coming-of-Age-Geschichte „Das verlorene Paradies“, von NoViolet Bulawayo „Wir brauchen neue Namen“ aus einem ähnlichen Genre und „Die geheimste Erinnerung der Menschen“, wofür Mohamed Mbougar Sarr mit dem Priz Goncourt ausgezeichnet wurde. Beeindruckend wird in diesem komplex erzählten Roman die Bedeutung der Literatur und das Leben zwischen den Kulturen thematisiert. Wir werden im Verlauf der Gespräche sehen, ob wir das Meer finden.
Die historische Situation, in die wir hineingeboren werden, bestimmt unseren Werdegang mit. Nichts ist besser geeignet als die Literatur, um auszuloten, was Umstände, für die Einzelne keine Verantwortung tragen, an lebensbeeinflussenden Verletzungen verursachen können. Geschichtliche Situationen und den Umgang mit ihnen zu bedenken kann auch Zugänge zur Gegenwart bieten. Folgende Texte werden Grundlage unserer Gespräche über Literatur sein: Mit „Menschenkind“ der Nobelpreisträgerin Toni Morrison kommt die Folgen der Sklaverei in den Blick. Der Holocaust ist das Trauma des 20. Jahrhunderts schlechthin, das in der deutschen Nachkriegsliteratur bis heute viele Spuren hinterlassen hat. Der Roman „Monster“ des israelischen Autors Yishai Sarid wirft die Frage nach dem Erinnern auf. Mit dem Roman „Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe wird untersucht, welche Spuren das System der DDR im Leben einer Familie hinterlässt. Abbas Khider erzählt uns in seinem Roman „Der Erinnerungsfälscher“, wie sich Fluchterfahrungen auf Leben und Erinnerung auswirken.